Cap Arcona - Verbrechen und Tragödie. Ein Ereignis, drei Darstellungen

Am 3. Mai 1945 starben in und an der Lübecker Bucht vor Neustadt fast 8000 Menschen, überwiegend Häftlinge aus dem Hamburger KZ Neuengamme, seinen Außenlagern sowie aus weiteren Lagern. Ihr Tod, nur wenige Stunden vor Ankunft britischer Truppen in Neustadt, zählt zu den herausragenden Tragödien der letzten Tage vor der endgültigen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. Die Tragödie ist zugleich ein Verbrechen, das nie gesühnt wurde. Denn obwohl ein Angriff britischer Jagdbomber auf die Cap Arcona und um sie liegende Schiffe eine Rolle dabei spielte, dass die Cap Arcona ausbrannte und der in der Nähe liegende Frachter Thielbek sank, war die eigentliche Ursache für die Katastrophe ein Befehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler vom April 1945. Er ordnete die Evakuierung von Konzentrationslagern an - auf dass kein Häftling lebend in die Hände der Alliierten geraten sollte. Eine große Anzahl von SS-Angehörigen befolgte diesen Befehl, wie so viele zuvor. Insbesondere die Dokumentation CAP ARCONA - AUTOPSIE EINES VERBRECHENS arbeitet heraus, dass die SS nicht allein mordete und in den Tod trieb, sondern dass auch Wehrmachts- und Volkssturm-Angehörige sich an der Ermordung von Häftlingen beteiligten. Viele andere wagten nicht, Hilfe zu leisten. Wieder andere, darunter die Kapitäne der Thielbek und der Cap Arcona, widersetzten sich - wurden jedoch von der SS unter Gewaltandrohung gefügig gemacht. Im Ergebnis starben kurz vor dem Ende des NS-Herrschaft tausende unschuldig inhaftierte Menschen an Hunger, Durst, Entkräftung, durch Mord, aber auch durch unterlassene Hilfeleistung. Oder sie wurden Opfer einer der größten Schiffs-Katastrophen des 20. Jahrhunderts - die möglicherweise als letzter Akt der Perfidie von der SS provoziert wurde.